56.000 Sommerblumen im Barockgarten von Schloss Schleißheim
Der 77,5 Hektar große Hofgarten des Schlosses Schleißheim zählt zu den herausragenden Gartenschöpfungen des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel und seinem
Architekten Enrico Zuccalli. Er gehört zu den bedeutendsten Barockgärten Deutschlands. Die Grundstruktur der Gesamtanlage aus dem 17. und 18. Jahrhundert blieb bis heute weitgehend unverändert.
Ab
1717 modernisierte der französische Gartenarchitekt Girard die Schleißheimer
Gartenanlage tiefgreifend. Das Schleißheimer Blumenparterre spiegelt dabei die
kulturelle Ordnung des bayerischen Kurfürsten und die damit einhergehende
Prachtentfaltung eindrucksvoll wieder. Es nimmt hinsichtlich seiner Gestaltung
und Lage, vor allem aber hinsichtlich seiner Dimension, in der Geschichte der
europäischen Gartenkunst eine Sonderstellung ein. Nach dem Tode Max Emanuels
verfiel der Garten allerdings. Erst um 1865 wurde er wieder restauriert. Der
spätere Hofgärtendirektor Carl von Effner wurde mit der Wiederherstellung der
Gartenanlage nach Plänen und Bildern aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts
beauftragt.
Der Barockgarten wurde von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen in aufwendiger Kleinarbeit restauriert. Dabei wurden auch wesentliche Erleichterungen für die Pfleger der Gärten verwirklicht.
Hofgartenbetriebsleiter Alexander Bauer: „Mit dem Projekt
konnten wir unseren Wunsch nach einer automatischen Beregnungsanlage verwirklichen.
Das spart uns einige Arbeit mit dem Giessen, wenn es trocken ist, leider nicht
für den gesamten Bereich sondern nur für die neuen Arabesken. Wir konnten keine
Gesamtberegnung machen, sonst hätten wir die ganzen Wege mit beregnet. Dann
hätte aber der Nachteil den Vorteil überwogen, auf den Kiesflächen wäre durch
die ständige Beregnung das Unkraut noch stärker gewachsen. Ganz stolz sind wir
auch auf unsere Erd-Dämpfanlage. Bis vor zwei Jahren hatten wir immer ein großes
Problem mit dem Unkraut in diesen Anlagen. Wir hatten keine Möglichkeit die
Erde zu dämpfen, d.h. die Erde wird steril gemacht und dadurch unkrautfrei. Die
ganze Erde wird gedämpft bevor sie eingebracht wird, nach und nach werden wir
die Erde in den ganzen Bereichen austauschen."
Georg Fahrenschon, als Bayerischer Finanzminister oberster Chef der Bayerischen Schlösserverwaltung, hat am 4. Juli 2011 Vertretern von Politik und Presse den neu gestalteten Barockgarten vorgestellt. Mit dabei auch die Bürgermeisterin von Oberschleißheim, Elisabeth Ziegler (SPD), Paula Kleeberger (Leiterin der Schlösserverwaltung Neues Schloss Schleißheim), Dr. Johannes Erichsen (Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung) und Rainer Herzog, Leiter der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung.
Fahrenschon: „Für die Erhaltung der historischen Gartendenkmäler in
ihren ursprünglichen Gestaltungskonzeptionen und Erscheinungsbildern wendet die
Bayerische Schlösserverwaltung jährlich fast 15 Mio. Euro auf. Damit kann der
Pflegezustand der ihr anvertrauten Gärten und Parkanlagen auf einem hohen Niveau
gehalten werden. In Schleißheim steht nun der deutschlandweit einzigartige
Barockgarten nach Abschluss der Restaurierungen des Blumenparterres den
Besuchern wieder in historischer Pracht zur Verfügung“ .
Für die Bepflanzung des gesamten
Parterres wurden 56.000 Sommerblumen in 16 verschiedenen Arten verwendet, die in
der eigenen Gärtnerei der Schloss- und Gartenverwaltung in Nymphenburg angezogen
wurden.
Die wissenschaftliche Detailarbeit, die hinter den
eindrucksvollen Arbeitsschritten steht, wurde von der Gärtenabteilung der
Schlösserverwaltung in einer Dokumentation zusammengestellt. Diese wird ab
sofort den Besuchern von Schleißheim in diesem Sommer als Bestandteil der Wanderausstellung „Erbe und
Verpflichtung“ gezeigt, teilte Fahrenschon mit. Die Ausstellung wird
dabei in einigen bislang nicht öffentlich zugänglichen Ausstellungsräumen im
Anschluss an das historische Drechselzimmer im Erdgeschoss des Neuen Schlosses
präsentiert.
Auf der Grundlage umfangreicher und diffiziler
gartenpflegerischer Maßnahmen konnten zahlreiche Details der von Carl von Effner
in den 1860er Jahren ausgeführten Anlage ermittelt und in die Planung für die
Restaurierung einfließen. Die in zwei Bauabschnitten durchgeführte Restaurierung
kostete insgesamt rund 435.000 Euro.
Die historischen
Garten- und Parkanlagen laden nach den Worten von Fahrenschon nicht
nur zum Spazierengehen und Verweilen ein. Sie seien auch Kunstwerke und
Denkmäler der bayerischen Geschichte. Die von der Bayerischen
Schlösserverwaltung behutsam und sorgfältig gepflegten Anlagen stehen dabei den
Besuchern kostenfrei zu Verfügung.
Für den Hofgarten Schleißheim gibt es für 2 Euro einen Kurzführer mit Gartenplan, der einen sehr informativen Überblick über die Geschichte der jeweiligen
Anlage und ihre gestalterische Besonderheiten bis hin zu den konkreten
denkmalpflegerischen Maßnahmen bietet. Fahrenschon: „Mit ihrem praktischen
Jackentaschen-Format und einem Preis von nur zwei Euro stellen diese Kurzführer
ein sehr gutes Segment in der umfangreichen und vielfältigen Publikationspalette
der Bayerischen Schlösserverwaltung dar“.
Weitere Informationen im Internet: www.schlösser.bayern.de
Fotos von der Vorstellung am 4.7.2011 auf Weiter klicken.....