34. Bayerischer Filmpreis

Im Rahmen einer glanzvollen Gala im Münchner Prinzregententheater,
die im Bayerischen Fernsehen live übertragen wurde, überreichte der
Stellvertretende Ministerpräsident Staatsminister Martin Zeil in Vertretung
von Ministerpräsident Horst Seehofer am Freitag, 18. Januar
2013, vor zahlreichen Gästen aus der gesamten deutschen Filmbranche
beim 34. Bayerischen Filmpreis den Ehrenpreis des Bayerischen
Ministerpräsidenten. Bereits im Vorfeld der Gala betonte Ministerpräsident
Seehofer: "Auch im vergangenen Jahr haben unsere Filmschaffenden in
Bayern und Deutschland mit ihren Werken viele Menschen begeistert und
künstlerische und kreative Höchstleistungen vollbracht. Ich danke allen
an der Entstehung eines Films Beteiligten für ihre großartige Arbeit, ihr
Engagement und die stets spürbare Begeisterung für ihr Schaffen."

In diesem Jahr ging der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
an die Regisseurin Margarethe von Trotta. Ministerpräsident Seehofer:
"Margarethe von Trotta ist eine der engagiertesten Filmemacherinnen in
Deutschland. Mittelpunkt ihres Werkes sind Frauenfiguren, von deren
Schicksal und oftmals emanzipatorischem Kampf um Freiheit und
Selbstbestimmung die Regisseurin mit großem Einfühlungsvermögen
erzählt. So bringt sie uns auf ihre ganz eigene Art Personen wie Rosa
Luxemburg, Hildegard von Bingen oder aktuell Hannah Arendt nahe."

Nachfolgend die Namen aller Preisträger und die Begründungen der Jury:

Der Produzentenpreis geht mit 200.000 Euro an Stefan Arndt (X Filme
Creative Pool GmbH) für die Produktion des Films "Cloud Atlas".

Begründung der Jury:
Als "Film des Jahres" pries die ehrwürdige FAZ den Film "Cloud Atlas"
noch vor dem offiziellen Kinostart in Deutschland. Und in der Tat ist diese
100-Millionen-Euro-Produktion, die mit drei Regisseuren und
Drehbuchautoren eine bis dahin als unverfilmbar geltende literarische
Vorlage auf die Leinwand bringt, ein rundum überzeugendes Werk, für
das die federführende unabhängige mittelständische Produktionsfirma X
Filme Creative Pool GmbH viele künstlerische und wirtschaftliche
Wagnisse eingegangen ist und grandios gemeistert hat. Mit einem
hochkarätigen internationalen Cast ist den Regisseuren Tom Tykwer und
den Wachowski-Geschwistern eine brillante und atemberaubende
Zeitreise gelungen, die den Zuschauer durch mehrere Jahrhunderte von
der Vergangenheit bis in die fernste Zukunft führt und mit einem
Feuerwerk mitreißender Bilder in ihren Bann zieht. Für diese
herausragende Leistung, die 2012 vergeblich ihres Gleichen sucht, geht
der Produzentenpreis an Stefan Arndt und die X Filme Creative Pool
GmbH.

Der Regiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Michael Haneke für
seinen Film "Liebe".

Begründung der Jury:
In seinem neuen Meisterwerk "Liebe" hat Michael Haneke ein
beklemmendes, berührendes Kammerspiel über Liebe bis in den Tod
inszeniert. Dem faszinierend präzise arbeitenden Regisseur ist es dabei
gelungen, mit Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva zwei
französische Leinwandlegenden zum Comeback zu überreden. Wie sie
miteinander ringen, miteinander leiden und sich auf ein ewiges
Miteinander verständigen, das hat große Kraft und kommt ganz ohne
offensive Kämpfe oder äußere Ereignisse aus. Der gebürtige Münchner
Haneke, oft ein distanziert-gnadenloser Darsteller von Gewaltstrukturen,
berührt mit "Liebe" die Herzen der Zuschauer - ganz ohne Kitsch,
aufdringliche Filmmusik oder andere manipulative filmische Hilfsmittel.
Seine Fähigkeit, zwischen Zärtlichkeit und Kompromisslosigkeit stets den
richtigen Ton zu treffen, ist schlichtweg atemberaubend.

Der Preis für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird
verliehen an Barbara Sukowa für ihre Rolle in "Hannah Arendt".

Begründung der Jury:
Wie Barbara Sukowa sich in Margarethe von Trotta's "Hannah Arendt" der
Titelfigur annähert, um schließlich komplett mit ihr zu verschmelzen, ist
Schauspielkunst vom Allerfeinsten. Das beginnt beim starken "German
Accent", den sich die in New York lebende Schauspielerin für die Rolle
der emigrierten deutsch-jüdischen Philosophin eigens wieder antrainiert
hat. Und es gipfelt darin, dass es Barbara Sukowa tatsächlich gelingt, dass
wir Zuschauer hier einer großen Denkerin buchstäblich beim Denken
zuschauen können. Wir können sehen und verstehen, wie sie ihre
Gedanken entwickelt und wie sie als Beobachterin des
Eichmannprozesses in Israel zu ihrer berühmten, als skandalös
empfundenen Einschätzung der "Banalität des Bösen" gelangen musste.
Barbara Sukowa macht Hannah Arendt lebendig und für die
Kinobesucher des 21. Jahrhunderts verstehbar.

Den Preis als bester Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Tom
Schilling für seine Rolle in "Oh Boy!".

Begründung der Jury:
Als in den Tag hinein lebender gescheiterter Jurastudent, dem der Vater
auch noch den Geldhahn zugedreht hat, hat Tom Schilling als Niko in der
Berlin-Komödie "Oh Boy!" von Jan Ole Gerster jede Menge sonderbarer,
abgründig-komischer Begegnungen: von der schwäbelnden
Kaffeeverkäuferin über den aufdringlichen Nachbarn bis hin zu der sich
als Performancekünstlerin versuchenden ehemaligen Mitschülerin. Mit
seinem reduzierten und doch unglaublich präsenten Spiel zieht uns Tom
Schilling vom ersten Augenblick an in die Geschichte hinein. Mal höflich-
interessiert, mal ungläubig staunend lässt er es zum Vergnügen der
Zuschauer über sich ergehen, wenn die mit Sicherheit schrägsten Typen,
die Berlin zu bieten hat, seinen Weg kreuzen, und gibt dem Film so seine
ganz besondere Note. Hut ab vor dieser großartigen schauspielerischen
Leistung im schwierigen Fach Komödie!

Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Jan Ole Gerster  für
den Film "Oh Boy!".

Begründung der Jury:
Ein Tag in der kaffee-freien Streunerexistenz eines Berliner (Nicht-)
Studenten, den man früher wohl Gammler genannt hätte. Dass das Leben
eine Baustelle ist, haben uns schon viele erzählt, aber kaum einer mit so
leichter, beiläufiger Lässigkeit wie Jan Ole Gerster in seinem beachtlichen
Erstlingsfilm "Oh Boy!". Sein an überraschenden Wendungen reiches
Drehbuch bietet die detail-pralle Grundlage für Tom Schillings
begeisterndes Spiel als ziellos dahin treibender Niko Fischer. Genau
hinschauen und dabei die abgründige und aberwitzige Komik des Alltags
entdecken, das macht den erheiternden Charme dieses Filmes aus. Eine
lange vermisste Fähigkeit im deutschen Film!

Den Preis für Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Jakub
Bejnarowicz für den Film "Gnade".

Begründung der Jury:
Im Psychodrama "Gnade" des Regisseurs Matthias Glasner blickt der
Zuschauer in der finsteren Polarnacht der norwegischen Stadt
Hammerfest in die seelischen Abgründe nicht eingestandener Schuld und
quälender Gewissenskonflikte eines dort mit seinem Sohn lebenden
deutschen Ehepaars (Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr) und erfährt,
wie Gnade und Vergebung unter unerwarteten Umständen möglich sind.
Die Bildgestaltung von Jakub Bejnarowicz versteht es, dem möglichen
Pathos der Natur zu entfliehen, das Flirren des Nordlichtes und den
Mikrokosmos einer Familie in einen feingliedrigen Kontext zu stellen,
zugleich atmosphärisch aufzuladen und somit schillernde
Seelenlandschaften zu erzeugen. Diese meisterhafte Leistung verdient
den Bayerischen Filmpreis 2012.

Der Dokumentarfilmpreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Markus
Imhoof (Regie und Drehbuch) für seinen Film "More than Honey".

Begründung der Jury:
Wenn die Besucher bewegt, diskutierend und nachdenklich das Kino
verlassen, dann hat ein Film sein Ziel erreicht. Der Dokumentarfilm "More
than Honey" schafft das mühelos - und noch mehr: Er bewegt die
Zuschauer nicht nur, er trifft offenbar einen Nerv unserer Zeit. Wohltuend
hebt sich "More than Honey" vom trockenen Lehrfilm ab und zeigt den
offenen Konflikt zwischen Mensch und Umwelt als spannendes
Naturdrama, in dem wir den Menschen mal als Retter, mal als gierigen
Zerstörer beobachten. Markus Imhoof bringt seine persönliche Sicht über
die Geschichte seines Großvaters ein, erzählt in beeindruckenden Bildern
und nimmt sich Zeit. Er hat viel Wissen und vor allem kreatives
Fingerspitzengefühl in sein Werk investiert. Kurzum: Ein Dokumentarfilm
voller Herzblut. Auch die Jury hat sich von "More than Honey" verzaubern
lassen. Am liebsten würde man noch den Untertitel "wichtigster Film des
Jahres" verleihen. Denn: Ohne Bienen sind wir verloren - und ohne
diesen Film wüssten wir das nicht einmal!

Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 10.000 Euro)
wird verliehen an Lisa Brand für ihre Rolle in dem Film "Der
Verdingbub".

Begründung der Jury:
Das Schicksal der Verdingkinder ist eines der dunkelsten Kapitel der
Schweizer Geschichte. Lisa Brand gibt in Markus Imbodens "Der
Verdingbub" dem Mädchen Berteli ein Gesicht, das man so schnell nicht
mehr vergisst. Mit viel Feingefühl verkörpert die hoffnungsvolle
Nachwuchsdarstellerin ein zartes Mädchen, das mit 15 Jahren aus seiner
Familie gerissen wird und eine Leidensgeschichte erlebt, die kaum zu
ertragen ist. Gemeinsam mit dem Verdingbuben Max muss sie auf einem
Bauernhof nicht nur rund um die Uhr schuften, sondern auch
Vergewaltigungen und eine Abtreibung über sich ergehen lassen. Die
langsame Verwandlung vom unschuldigen Mädchen zur gepeinigten
jungen Frau stellt Lisa Brand mit großer Sensibilität und Natürlichkeit dar,
vor allem über ihre alle Seelenqualen ausdrückenden Augen. Nichts wirkt
in ihrem Spiel aufgesetzt oder forciert, und so hofft auch der Zuschauer
mit ihr bis zuletzt auf eine gelungene Flucht nach Argentinien, die sich für
Berteli leider nie erfüllen wird.

Der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller (dotiert mit 10.000 Euro)
wird verliehen an Sabin Tambrea für seine Rolle in dem Film "Ludwig II".

Begründung der Jury:
In seiner Verkörperung des jungen Märchenkönigs haucht Sabin Tambrea
dem Traum Ludwigs II. von einer friedlichen Welt so viel Leben ein, dass
seine Geschichte aktueller wird denn je. Die Sehnsucht der hochbegabten
Künstlerseele nach der Veredelung des Menschen durch Kunst und
Musik wird für den Zuschauer fast körperlich spürbar. Sabin Tambrea lässt
uns die Ängste und Nöte des jungen Ludwig als Ausdruck der
Verzweiflung einer sensiblen Seele an der Brutalität der Welt schmerzvoll
nachvollziehen. Er macht es dem Zuschauer möglich, dem jungen,
zunächst naiven Regenten Sympathien abzugewinnen und sich ihm
sogar nah zu fühlen statt in Distanz zu einer verstaubten Figur der
Geschichte. So trägt Tambrea in seiner ersten großen Kinorolle
maßgeblich dazu bei, dass den Regisseuren und Drehbuchautoren Peter
Sehr und Marie Noelle mit ihrem historischen Stoff der Bogen zum Hier
und Heute gelingt.


Der Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Michaela
Kezele für ihren Film "Die Brücke am Ibar".

Begründung der Jury:
Die nun bereits seit zwei Jahrzehnten andauernden Konflikte auf dem
Balkan sind Stoff für eine Fülle filmischer Auseinandersetzungen mit der
scheinbar unlösbaren Situation dieses explosiven Vielvölkergemischs im
ehemaligen Jugoslawien. Michaela Kezeles "Die Brücke am Ibar"
thematisiert den Krieg zwischen Serben und Albanern und die damit
verbundenen Bombardements der NATO. Anrührend und mitreißend
erzählt sie in ihrem Debütfilm von der tragischen Liebe zwischen einer
Serbin und einem Albaner, die in diesem Land der zerrissenen Herzen
keinen Bestand haben kann und schließlich tödlich endet. Ein
beachtlicher Erstlingsfilm, dessen Regisseurin nicht nur als Autorin des
Stoffes, sondern auch mit einer einfühlsamen und geradlinigen Führung
des hervorragenden Schauspielerensembles überzeugt.

Den Preis für den besten Kinderfilm (dotiert mit jeweils 5.000 Euro)
erhalten Cyrill Boss und Philip Stennert (Regie) für "Das Haus der
Krokodile".

Begründung der Jury:
Seine jugendlichen Protagonisten ernst nehmen - das gelingt nicht vielen
Kinderfilmen. Anders "Das Haus der Krokodile" von Cyrill Boss und
Philipp Stennert: Das Regieduo verdichtet die gruselige Fernsehserie aus
den 70er Jahren zu einem packenden, elegant modernisierten Spielfilm,
bei dem auch jeder Erwachsene mit seinen Kindern mitfiebern kann.
Besonders die Gefühlswelt ihrer Hauptfigur Viktor treffen die Filmemacher
hervorragend. Seine unbändige Abenteuerlust, aber auch die Angst, sich
den Problemen des Alltags zu stellen, übersetzen Cyrill Boss und Philipp
Stennert in eine überzeugende Bildsprache. Zudem verzichten die
Regisseure in ihrem feinfühligen, stilsicheren und exzellent fotografierten
Jugendfilm auf den viel zitierten pädagogischen Zeigefinger. Und das ist
in diesem Genre wahrlich keine Selbstverständlichkeit.

Den Preis für die beste Filmmusik  (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Max
Richter für den Film "Lore".

Begründung der Jury:
Der Film "Lore" erzählt über ganz andere Opfer des Dritten Reichs: die
Kinder hoher Repräsentanten der Nazi-Nomenklatura, die nach
Kriegsende sich selbst überlassen sind und sich Hunger, Kälte, dem
Verlust ihrer Heimat, aber auch dem Zusammenbruch der ihnen
anerzogenen Weltsicht stellen müssen. Auf ihrer Reise durch das
Deutschland der Stunde Null lernen diese Kinder nicht nur,
allgegenwärtigen Gefahren zu trotzen und immer neue Notlagen zu
bestehen, sondern auch sich Fragen nach Schuld, Sühne und
Menschlichkeit zu stellen, mit denen sie vorher niemals konfrontiert
waren. Zum herausragenden künstlerischen Gesamteindruck von "Lore"
trägt ganz entscheidend die einfühlsame und sich bei aller
Eigenständigkeit immer der Geschichte unterordnende Filmmusik von Max
Richter bei. Dafür gebührt ihm der Bayerische Filmpreis 2012.

Der Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an
Filmwerken (VGF), dotiert mit 60.000 Euro, wird verliehen an Christian
Füllmich, Torben Maas und Maximilian Plettau (Filmschaft maas &
füllmich / Nominal Film) für den Film "Nemez".

Begründung der Jury:
Mit dem Erstlingsfilm "Nemez" von Stanislav Güntner ist den jungen
Produzenten Maximilian Plettau, Torben Maas und Christian Füllmich von
der Nominal Film und der "Filmschaft maas&füllmich" ein herausragendes
gesellschaftspolitisches Drama gelungen. Die Geschichte des jungen
Russlanddeutschen Dima, der gegen alle Widerstände seine kriminelle
Vergangenheit hinter sich lassen will und auf einen Neuanfang in Berlin
hofft, zeichnet sich durch hohe Authentizität aus. In "Nemez" wird der
ständige Kampf vieler junger Immigranten zwischen Legalität und
Illegalität facettenreich in Szene gesetzt. Bis zum Schluss verfolgt der
Zuschauer gespannt, ob Dima es schaffen wird, sich aus seinem
kriminellen Umfeld zu lösen. Dabei führt die exzellente
Schauspielleistung von Mark Filatov zu einem hohen Grad an
Identifikation mit der Hauptfigur. Eine packende Coming-of-Age-
Geschichte, bei der neben existenziellen Fragen nach Identität und
Herkunft auch die Liebe nicht zu kurz kommt!

Bereits bekannt gegeben wurde der Preisträger des Publikumspreises.
Den Publikumspreis erhält Bora Dagtekin für seinen Film "Türkisch für
Anfänger". Die Zuschauerinnen und Zuschauer des Filmmagazins "Kino
Kino" des Bayerischen Fernsehens sowie die Hörerinnen und Hörer von
Bayern 3 haben "Türkisch für Anfänger" zu ihrem Lieblingsfilm gewählt.

In Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen als Regisseurin für
den bayerischen und deutschen Film erhält Margarethe von Trotta den
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Begründung der Jury:
Margarethe von Trotta ist eine unserer engagiertesten Filmemacherinnen
und Regisseurinnen. Sie ist mutig, sie ist neugierig, sie geht in ihren
Werken den Dingen auf den Grund, sie stellt Fragen und sie will
verstehen. Dass in ihren Filmen vor allem historische Frauenfiguren wie
Rosa Luxemburg, die Schwestern Gudrun und Christiane Ensslin in "Die
bleierne Zeit", die Frauen der "Rosenstraße", die Mystikerin Hildegard von
Bingen oder die Philosophin Hannah Arendt im Mittelpunkt stehen, ist
ihrer besonderen persönlichen Handschrift zu verdanken. Margarethe von
Trotta erzählt Geschichte und Geschichten aus Frauenperspektive. Mit
großer Sensibilität und Empathie schildert sie die Entwicklung ihrer
weiblichen Charaktere und deren Ringen um Freiheit, Würde und
Selbstbestimmung. Als Publikum sind wir glücklich, dass Margarethe von
Trotta nach frühen Erfolgen als Schauspielerin im Autorenfilm unter
Fassbinder, Achternbusch und Schlöndorff schon bald auf den
Regiestuhl gewechselt ist und uns unvergessene Kinomomente
geschenkt hat. Mit "Hannah Arendt" ist ihr ganz aktuell wieder ein
einfühlsames Porträt einer starken und unkonventionellen Frau und
Denkerin gelungen, das die Reihe der großen Trotta'schen Frauenfiguren
hoffentlich nur vorläufig abschließt.