Hopfenrundfahrt 2014 - Startschuss für die Hopfenernte
Nach dem bayerischen Reinheitsgebot sind Wasser, Malz,
Hopfen und Hefe die einzigen Rohstoffe, die für die Bierherstellung in Bayern
verwendet werden dürfen. Ein wesentlicher Bestandteil, nämlich der Hopfen
(Humulus lupulus) gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannalinaceae).
Lange Zeit brauchte man Hopfen nur als Gewürz oder für
Heilzwecke – als Beruhigungs- oder Abführmittel. Es war ganz normal, Bier mit
anderen Pflanzen zu brauen: Lorbeer, Salbei, Lavendel oder heute kaum mehr
bekannten Kräutern wie Gagelkraut oder Laserkraut. Im Mittelalter verbreitete
sich allmählich die Gewohnheit, dem Biersud Hopfen beizumischen. Bereits die
Babylonier und Ägypter verwendeten Hopfen zur Bierherstellung. In Deutschland
wird der Hopfenbau urkundlich erstmals um 860 erwähnt.
Hopfen aus Deutschland hat mit einem Produktionsanteil von ca. 70 % an der
europäischen und rund einem Drittel an der Weltproduktion heute nach wie vor
eine national und international herausragende Bedeutung.
So werden ca. 70 % der deutschen Hopfenernte jährlich in
über 100 Länder der Erde exportiert. Vom kraftvollen Hochalphahopfen bis zu
feinsten Aromahopfen bietet der Hopfenbaustandort Deutschland der nationalen
und internationalen Brauindustrie ein breites Sortenspektrum für jeden
Geschmack und für jeden Biertyp. Nicht ohne Grund wird der Hopfen als die
"Seele des Bieres" bezeichnet, da er, je nach Rezept, dem Bier
insbesondere die angenehme Bittere, ein feines Aroma und die nötige Schaumstabilität
verleiht.
Das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt ist
die Hallertau. Sie erstreckt sich über circa 2.400 km², zu ihr gehören die
bayerischen Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern und Teile der Landkreise
Pfaffenhofen, Freising, Kelheim, Landshut und Eichstätt.
Traditionell findet in der Hallertau kurz vor Erntebeginn
eine Hopfenrundfahrt statt, bei der sich die gesamte Hopfenpflanzerfamilie
trifft. Dieses Jahr traf man sich im Schloßgarten des historischen Schloß
Ratzenhofen, erstmal urkundlich erwähnt im Jahre 1040. In den Jahren 1767 bis
1771 wurde die ehemalige Feste von Ignatz Josef von Kretz, einem
Hofzahlmeister, zum Schloß umgebaut. Heute ist das Schloß feierlicher Rahmen
für Feste und ist im Besitz der Familie Zierer, die gleichzeitig Hopfenanbau
betreibt.
Begrüßt wurden die Teilnehmer durch Dr. Johann Pichlmaier (Präsident Verband
Deutscher Hopfenpflanzer). Unter den Teilnehmern auch die Hopfenköniginnen und
Hopfenprinzessinnen aus der Hallertau, Spalt, Tettnang und Elbe/Saale. Danach
hat Jakob Opperer (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft), in Vertretung
des kurzfristig erkrankten Landwirtschaftsministers Helmut Brunner, die
Teilnehmer über die neuesten Entwicklungen im Hopfenanbau und die
voraussichtlichen Erntemengen unterrichtet.
Aufgrund günstiger Witterungsverhältnisse im Juli und August wird eine gute
Hopfenernte erwartet. In Deutschland
gibt es 1.192 Hopfenbaubetriebe, die mit einer Ernte von 707.734 Zentnern rechnen dürfen. Alleine für
die Hallertau erwartet man in diesem Jahr rund 610.000 Zentner Hopfen – ein
Plus von 32%. Deutschland ist dieses Jahr Nummer Eins in der Hopfenproduktion.
Heinz-Jürgen Cooberg (Deutscher Hopfenwirtschaftsverband): "Wir sind nicht
nur Fußballweltmeister sondern auch Hopfenweltmeister." Cooberg betonte,
daß der Hopfenbedarf weltweit aufgrund des enormen Wachstums an Spezialbieren
stark zugenommen hat. Bei Aroma- und Spezialsorten könnten wegen der überproportionalen
Nachfrage der Craft-Brewer-Szene in USA sogar gewisse Engpässe auftreten. Rund
25 Millionen Hektoliter Bier werden hier jährlich produziert.
Danach hat Bauernpräsident
Walter Heidl, unterstützt durch die
Hopfenhoheiten aus Hallertau, Spalt, Tettnang und Elbe/Saale, das traditionelle
Anzapfen des Bierfasses mit einem Schlag gemeistert.
Tradition ist es auch, daß der jeweilige Landwirtschaftsminister die ersten Hopfenreben in die Maschine einhängt. Da
Minister Helmut Brunner verhindert war, haben Walter Heidl und Jakob Opperer die Aufgabe
im Hopfenanbaubetrieb Zierer übernommen. Das Einhängen der Reben ist der einzige nicht automatisierte Prozeß
in der Hopfenernte. Dabei werden die Hopfenreben einzeln in den Einzugsarm der Hopfenpflückmaschine eingehängt.
Die Maschine trennt dann die Dolden von den Blättern und Stängeln.
Anschließend haben die Teilnehmer das Hopfenforschungszentrum in Hüll besucht,
begrüßt von Brauereidirektor Dr. Michael Möller (Hofbräu), Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Hopfenforschung. Das Forschungszentrum wird getragen von der der privatrechtlich organisierten
Gesellschaft für Hopfenforschung und deren Mitgliedern, vor allem Brauereien, und dem
Freistaat Bayern, repräsentiert durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Möller:
"Hüll und das Forschungszentrum sind einzigartig in der Welt."
Hier wurden auch die neueren "Special Flavor-Hopfen", wie
Mandarina Bavaria, Huell Melon, Hallertau Blanc und Polaris entwickelt, die
besonders bliebt in der Craft-Bier-Szene sind.
In Hüll, Landkreis Freising, ist auch die Buschfarm, eine Forschungsstelle der Anheuser Busch
Brauerei (inzwischen ABInBev), weltweit bekannt durch ihr Budweiser Bier.
Ganz bewusst hat Anheuser-Busch sich als Nachbar des Hopfenforschungsinstitut
Hüll im weltweit führenden Hopfen-Know-how-Zentrum in der Hallertau angesiedelt.
Im Hopfengarten der ABInBev werden auf 34 Hektar (340000 qm) die Aromasorten Hallertauer Mittelfrüh und
Spalter Select für Budweiser angebaut. ABInBev auf
ihrer Homepage: "Unser Hopfen wird größtenteils in der Hallertau in
Bayern angebaut und unterliegt ständiger Kontrolle. Dies garantiert Qualität
und verleiht den Bieren ihre aromatische, unverwechselbare Note.."
Beim abschließenden gemütlichen Beisammensein in Schloß Ratzenhofen, durften die Teilnehmer zur Rinderlende vom Abenstaler Weideochsen noch diverse Biere mit einem Alkoholgehalt von 4,8 bis 8,2 % verkosten.
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