Premiere in München -  „Kasimir und Karoline“ 

Kurz vor dem Oktoberfest hatte ein ganz besonderer Oktoberfestfilm Premiere: "Kasimir und Karoline, präsentiert im Gabriel Filmtheater in München. Anwesend waren nicht nur Cast und Crew, sondern auch viele Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien. 

Mit einem kleinen Grundteam von nur zehn Leuten, Canon-Photokameras und Pocket LED Lampen und viel Improvisation wurde der Film unter realen Bedingungen auf dem Oktoberfest 2010 gedreht. Regisseur Ben von Grafenstein: "Viele Münchner haben uns abgeraten. Als Berliner kennt man das Oktoberfest ja nicht so gut. Ich habe mir auf You Tube viele Clips angeschaut."

Herausgekommen ist ein handwerklich guter, wirklichkeitsgetreuer Film. Die anwesenden Premierengäste waren begeistert über den Film, Ben von Grafenstein wurde überschüttet mit Glückwünschen.


Zum Film:

Der Theaterfilm zeichnet das Porträt einer Generation, die oft nur reagiert, anstatt zu handeln. Einer Generation, die ohne materielle Not - aber auch ohne feste Werte - aufgewachsen ist, und  bei der die allgemeine Krise brutal aufs Private durchschlägt. Das Massenphänomen  Arbeitslosigkeit mutiert zur realen Horrorvision vom sozialen Abstieg, zum Untergang. Angst  geht um unter den  konsumorientierten.

Ödön von Horváths Stück "Kasimir und Karoline" spielt ursprünglich in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise von 1929, in der Rummelplatzatmosphäre des Münchner Oktoberfests, in scharfem Kontrast zu den trostlosen Verhältnissen und dem Auseinanderbrechen der Milieus. Die "fetten Jahre" sind auch heute wieder einmal vorbei. Der Theaterfilm in der Regie von Ben von Grafenstein nähert sich diesem Umstand weder thesenhaft, noch larmoyant: Drehbuchautor Michael Klette hat für die  zeitgenössische Verfilmung Horváths Vorlage radikalisiert: In der Art, wie die Protagonisten reden, wie sie handeln und wie sie scheitern. Es sind junge Leute von heute - im Oktober 2010 auf der Wiesn.

Im Gegensatz zu den Helden Horváths leben die Protagonisten des Theaterfilms in veränderten Lebensumständen. Arm zu sein ist heute nicht allein eine Frage von materiellem Besitz. Was bedeutet es, in Zeiten der Krise auch noch das Letzte zu verlieren: die Liebe und die Selbstachtung? Schauplatz ist das Jubiläums-Oktoberfest 2010. Kasimir und Karoline sind in der Gegenwart angekommen.

Kasimir, Kfz-Elektriker vom Fließband eines großen Autokonzerns, wurde entlassen. Sein Job wurde nach Tschechien verlagert. Für Kasimir ist keine gesicherte Zukunft mehr am Horizont. Und das schlägt ihm nicht nur aufs Gemüt, das schlägt ihm direkt auf die Potenz. Kein Job und kein Sex. Seine  Beziehung geht den Bach runter, dabei war alles so prima. Eigene vier Wände, Flachbildfernseher und eine Dauerkarte fürs Augustinerzelt.

Karoline hat Glück. Aus der Lehrstelle wurde eine Festanstellung in der urologischen Praxis in Sendling. Und nun sucht sie nach einem Plan vom Leben. Eine "leere Festplatte" ist sie noch, aber voller Sehnsucht. Nach was? Nach etwas, dass man vom Gehalt nicht kaufen kann, etwas Höherem?

"Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich, aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter als wäre man nie dabei gewesen", argwöhnt Karoline. Kasimir hat keine Ahnung, was in ihr vorgeht. Dabei sucht Karoline nach einem Vorbild, etwas oder jemanden, dem sie sich  hingeben kann. Vertrauen kann. Bedingungslos. Kasimir ist es jedenfalls nicht. Dabei ist bei Karoline noch alles möglich. Das Oben und das Unten.

In der Versuchsanordnung des Stücks und des Films werden die Protagonisten auf dem quirligen Rummelplatz des größten deutschen Volksfestes aufeinander los und aneinander vorbei preschen. Der Schauwert, die Stimmung, aber auch die Absurditäten der Wiesn werden zum realen Spielort.

So wenig wie Horváths Stück ein Psychogramm des Soziotops "Oktoberfest" war, so wenig ist dies der Film.


Erstausstrahlung auf Arte am Montag, 19. September 2011 21.35

Regie: Ben von Grafenstein, Drehbuch: Michael Klette


Für alle, die den Film schon vor der Erstausstrahlung im Fernsehen sehen wollen:

Vom 7. bis 21. September täglich um 18.30 Uhr nur im Gabriel Filmtheater in München
www.gabriel-filmtheater.de


Fotos von der Premiere bitte auf Weiter klicken......

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